„Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist eine der großen Herausforderungen im Naturschutz“, sagte die BfN-Präsidentin. „Dazu braucht es Projekte wie die Alpenflusslandschaften, die sich nicht nur Gleichgesinnte im Naturschutz suchen, sondern übergreifend denken und handeln, die unterschiedlichste Interessengruppen zusammenbringen und Partnerschaften eingehen, in denen man vertrauensvoll zusammenarbeitet.“
Das wird in den „Alpenflusslandschaften“ mit einer ganzen Reihe konkreter Maßnahmen umgesetzt: Einige Maßnahmen zielen auf den Schutz einzelner Arten. So werden die Deutsche Tamariske (Myricaria germanica) und der Alpen-Knorpellattich (Chondrilla chondrilloides) an geeigneten Standorten wieder angesiedelt. Im Einzugsgebiet der Ammer werden Seeforelleneier und -brütlinge ausgebracht, um den Bestand dieser stark gefährdeten Art wiederaufzubauen. Andere Maßnahmen haben wiederum die Renaturierung von Lebensräumen zum Ziel. So werden an der Unteren Ammer zahlreiche Kleingewässer angelegt. Diese Gewässer sind Lebensraum für Amphibien, Libellen und Vögel. An der Isar beweiden Ziegen Mager- und Trockenstandorte. Ziel dieser Maßnahme ist es, auentypische Lebensräume zu erhalten und wiederherzustellen. Mit Umweltbildungsmaßnahmen etwa in den Landwirtschaftsschulen der Region zeigen die Projektpartner, warum es sich lohnt, die biologische Vielfalt im Hotspot zu bewahren.
Die Region zwischen Ammersee und Zugspitze gilt als einer von 30 Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland. Weil sich hier eine besonders hohe Dichte und Vielfalt charakteristischer Arten, Populationen und Lebensräume findet, werden Hotspots gerne auch als „Schatzkästen der Natur“ bezeichnet. „Naturnahe alpine Flusslandschaften sind ganz besondere Kostbarkeiten – und von herausragender Bedeutung für den Naturschutz in Deutschland“, sagte die BfN-Präsidentin. „Deshalb gilt mein besonderer Dank nicht nur den Projektverantwortlichen, sondern allen, die sich in das Projekt einbringen und sich für die gemeinsamen Ziele einsetzen.“
Das Projekt vereint Naturschutzverbände, kommunale Gebietskörperschaften sowie Wirtschafts- und Sozialpartner. Koordiniert wird das Projekt vom WWF Deutschland. „Die Vernetzung der Partner mit ihren umfangreichen, vielfältigen und komplementären Kompetenzen stellt einen großen Mehrwert des Hotspotprojektes dar. Durch die Umsetzung der 68 Projektmaßnahmen werden wir unserer Verantwortung gerecht, dazu beizutragen, lebendige Alpenflusslandschaften für Mensch und Natur zu erhalten. Wir ziehen dabei an einem Strang, brechen alte Konflikte auf und entwickeln dadurch neue Wege zur Erreichung der gesteckten Ziele, agieren für die Öffentlichkeit gut sicht- und nachvollziehbar. Alles in allem ein Erfolgsmodell für ein nachhaltiges Wirken zugunsten für Mensch und Natur“, beschreibt Projektleiter Wolfgang Hug das Wirken des Partnerverbundes.
Stellvertretend für das Projekt gab die Schutzgemeinschaft Ammersee vor Ort Einblicke in die praktische Arbeit, die derzeit an der Unteren Ammer geleistet wird, nämlich die Neuanlage und Vernetzung von Kleingewässern. Dadurch werden Lebensräume vieler bedrohter Arten der FFH-Gebiete, des Ramsar-Schutzgebietes Ammersee sowie der Vogelfreistätte Ammersee-Südufer aufgewertet und die biologische Vielfalt insgesamt nachhaltig gesichert.
Hintergrundinformationen
Förderprogramm „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“
Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt ist eines der größten Förderprogramme für den Naturschutz in Deutschland; so stellt das Bundesumweltministerium im Jahr 2019 insgesamt etwa 32 Millionen Euro für die Förderung von Projekten in den vier Schwerpunkten – Verantwortungsarten, Hotspots, Ökosystemleistungen und „Weitere Maßnahmen“ – bereit. Inhaltlich begleitet wird das Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz.
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.
Weitere Informationen: https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/bundesprogramm.html
Hotspots
Bei den „Hotspots der biologischen Vielfalt“ handelt es sich um insgesamt 30 Regionen in Deutschland mit einer besonders hohen Dichte und Vielfalt charakteristischer Arten, Populationen und Lebensräume. Die Hotspot-Regionen finden sich in ganz Deutschland – von der Ostsee bis zu den Alpen. Sie nehmen zusammen etwa elf Prozent der Fläche Deutschlands ein.
Weitere Informationen: https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/foerderschwerpunkte/hotspots.html und
https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/natura2000/F_E_fertig_verkleinert.pdf
„Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“:
Hotspot-Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die oberbayerische Region zwischen Ammersee und Zugspitze gehört zur Kulisse der 30 Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland. Die Region des Projekts „Alpenflusslandschaften“ beinhaltet zwei Hotspots und umfasst eine Gesamtfläche von mehr als 3.000 Quadratkilometern.
Landschaftsprägend sind die vier Alpenflüsse Lech, Ammer, Loisach und Isar. Diese Wildflusslandschaften sind besonders artenreich. So haben beispielsweise Skabiosen-Scheckenfalter und Lungenenzian-Ameisenbläuling in der Region bedeutende Verbreitungsschwerpunkte, die Rotflügelige Schnarrschrecke findet sich deutschlandweit nur noch in dieser Region. Auch Flussuferläufer, Kiesbank-Grashüpfer, Deutsche Tamariske und andere Arten, die in Deutschland vom Aussterben bedroht sind, finden hier wichtige Lebensräume. Darüber hinaus übernehmen die Wildflusslandschaften eine wichtige Verbundfunktion zwischen den kalkhaltigen Mittelgebirgen im nördlichen Bayern und in Schwaben mit den Kalkalpen im Süden. Sie durchziehen die Landschaft wie Lebensadern, an denen sich Tiere und Pflanzen ausbreiten können. Zugleich sind sie besonders störungsempfindlich und nur noch partiell intakt. Der zunehmende Intensivierungsdruck in der Landwirtschaft, die Verbauung der Flüsse, aber auch der Schwund von Grünland zugunsten von Infrastruktur und Siedlungsraum und ein starker Nutzungsdruck durch die Nähe zur Metropolregion München gefährden die biologische Vielfalt im Projektgebiet.
Zentrales Ziel des Projekts ist es, die Identifikation der Bevölkerung mit der herausragenden Naturausstattung der Region zu stärken – und so auch die Akzeptanz für weitere Naturschutzmaßnahmen zu fördern. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, konkrete Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der noch vorhandenen biologischen Vielfalt entlang der Flüsse umzusetzen. Ziel ist es aber auch, die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure aus Naturschutz, Wasserwirtschaft, Politik, Landwirtschaft, Regionalentwicklung und Tourismus in der Region zu fördern.
Die Federführung im Verbundprojekt liegt beim WWF Deutschland, insgesamt 18 Partner arbeiten im Projekt zusammen. „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“ läuft von 2014 bis 2020; im Anschluss – bis zum Jahr 2022 – erfolgt eine abschließende Evaluation. Das Gesamt-Finanzvolumen beträgt 5,89 Millionen Euro; die Höhe der Förderung durch Bundesmittel beträgt 4,33 Millionen Euro. Gefördert wird das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums. Der Freistaat Bayern unterstützt das Projekt mit dem Bayerischen Naturschutzfonds in der Höhe 0,89 Millionen Euro. Die Projektpartner steuern Eigenmittel in einer Gesamthöhe von rund 0,67 Millionen Euro bei.
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