Wie schwierig es unter Umständen bereits sein kann, auf diese Weise ganz von vorne zu beginnen, selbst wenn man nur aus der Nachbarprovinz kommt und einen fremden Dialekt spricht, veranschaulicht Cao Wenxuan in einer Episode seiner Erzählung "Das Schilfhaus":
Ein Junge namens Dünnes Pferd wird von seinem Onkel, der selbst keine Kinder hat, adoptiert. Als er in seiner neuen Klasse erstmals etwas vorlesen soll, können sich die anderen Kinder vor Lachen kaum halten, da er den Dialekt seiner Heimatprovinz spricht. In der Folge darf Dünnes Pferd nirgends mehr mitspielen, er wird gehänselt, keiner will mit ihm zu tun haben.
Schließlich weigert er sich, weiterhin zur Schule zu gehen, stattdessen hütet er die Ziegen des Onkels. Er ist traurig, fühlt sich missverstanden und isoliert. In seinem Frust lauert er den anderen Kindern am Schulweg auf und verprügelt sie, was seinen Beliebtheitsgrad nicht gerade steigert. Ein Teufelskreis…
Diese Geschichte spielt zwar im China der 1950er Jahre, ist aber für viele Kinder bitterer Alltag in der Gegenwart. Doch vielleicht können Erzählungen wie diese dazu beitragen, dass sich Kinder besser in das Schicksal der "Außenseiter" hineinversetzen können? Vielleicht gelingt es ihnen, Verständnis für die Schwierigkeiten der "Neulinge" bei der Integration zu zeigen und auf sie zuzugehen? Es wäre wünschenswert!
CAO Wenxuan wurde als erstem chinesischen Autor der H.C. Andersen Preis verliehen.
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