Hochkomplexe Medizin verständlich zu erklären, benötigt Wissen und Übung. Auf der Heidelberger Interprofessionellen Ausbildungsstation (HIPSTA) lernen junge Mediziner jetzt, wie man verständliche Entlassbriefe für Patienten schreibt. Sie werden darin geschult, Diagnosen, durchgeführte Untersuchungen und Medikationspläne für die von ihnen auf der Station versorgten Patienten leicht verständlich zu erläutern. Die Ärztinnen von „Was hab‘ ich?“ unterstützen sie dabei durch telefonische Supervisionen. Die PJler können sich außerdem an einem speziellen „Was hab‘ ich?“-Handbuch mit zahlreichen Tipps zu verständlicher Sprache orientieren.
„Die Studierenden lernen nicht nur, wie sie Operationswunden versorgen oder Medikamente einstellen. Sie üben durch das Schreiben verständlicher Entlassbriefe, wie sie Patienten die Operationen oder Medikamente so erklären können, dass diese auch verstehen, warum eine Behandlung durchgeführt wurde oder eine Tablette genommen werden muss. Davon profitieren sowohl die Patienten als auch die Studierenden“, erklärt Privatdozent Dr. André Mihaljevic, Oberarzt auf der Ausbildungsstation.
Die Befragung der bisherigen HIPSTA-PJler durch „Was hab‘ ich?“ zeigt, dass das Schreiben der verständlichen Briefe vor allem Einfluss auf den Klinik-Alltag der Mediziner hat: 87,5 % der Befragten geben an, dass sie die erworbenen Fähigkeiten zum verständlichen Erklären in Gesprächen mit Patienten anwenden können. Und das ist wichtig: Patienten, die ihre Erkrankungen verstehen, verfügen über eine höhere Gesundheitskompetenz, halten sich eher an die verordnete Therapie, sind insgesamt gesundheitsbewusster und langfristig gesünder. Die PJler der Station bestätigen, dass sich die Therapietreue bzw. Mitarbeit der Patienten durch einen verständlichen Entlassbrief verbessern lässt (87,5 %).
Dass das Behandlungsergebnis von einer verständlichen Kommunikation zwischen Arzt und Patient während der Behandlung abhängig ist, finden 100 % der befragten HIPSTA-Mediziner. Doch trotz der großen Relevanz verständlicher Kommunikation wird diese bisher nur selten im Studium gelehrt. „HIPSTA zeigt erfolgreich, dass es auch anders geht. Die Studierenden werden nachhaltig für die Bedeutung einer Kommunikation auf Augenhöhe sensibilisiert. Verständliche Kommunikation sollte jeder Mediziner lernen“, fordert Ansgar Jonietz, Gründer und Geschäftsführer von „Was hab‘ ich?“.
Viele Patienten kennen das: Sie haben nach dem Arzt-Besuch oder Krankenhaus-Aufenthalt einen medizinischen Befund erhalten und verstehen diesen kaum. Die Online-Plattform washabich.de hilft: Hier können Patienten ihre medizinischen Dokumente einsenden. Diese werden dann ehrenamtlich von Medizinstudierenden und Ärzten in eine leicht verständliche Sprache übersetzt – kostenlos und anonym.
Die Übersetzung hilft dabei, durchgeführte Untersuchungen, Diagnosen und Medikamente besser zu verstehen und nimmt oft unnötige Sorgen. So können Patienten ihrer Erkrankung bewusster entgegentreten, im Arztgespräch die richtigen Fragen stellen oder eine informierte Entscheidung treffen. Viele Patienten nehmen ihre Medikamente regelmäßiger und halten sich eher an ihre Therapie, wenn sie ihren Befund verstanden haben.
Auch die Mediziner profitieren von ihrem Engagement bei "Was hab‘ ich?". Jeder von ihnen erhält zu Beginn seiner ehrenamtlichen Tätigkeit eine intensive Ausbildung in patientenfreundlicher Kommunikation durch die hauptamtlich bei "Was hab‘ ich?" angestellten Ärzte. So werden die Übersetzer nachhaltig für die medizinische Fachsprache sensibilisiert und lernen, komplexe medizinische Texte laienverständlich zu formulieren.
Das im Januar 2011 gegründete Sozialunternehmen wurde für seine Projekte zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation bereits vielfach ausgezeichnet. Damit noch mehr Patienten von individuellen, leicht verständlichen Gesundheitsinformationen profitieren können, möchte "Was hab‘ ich?" ihnen zukünftig mit automatisiert erstellten laienverständlichen Entlassbriefen direkt nach dem Krankenhausaufenthalt helfen.
Was hab‘ ich? gemeinnützige GmbH
Theaterstraße 4
01067 Dresden
Telefon: +49 (351) 418890-0
https://washabich.de
Telefon: +49 (351) 418890-10
Fax: +49 (351) 418890-19
E-Mail: beatrice.bruelke@washabich.de