„Jeder soll ungeachtet seiner Behinderung ein selbstbestimmtes Leben führen können“ – unter dieses Motto stellte die AGTiV – das ist die Abkürzung für „Arbeitsgruppe Teilhabe im Vogelsbergkreis“ – eine Tagung im „Melchiorsgrund“ in Schwalmtal-Hopfgarten. Vom Amt für Soziale Sicherung der Kreisverwaltung war Sachgebietsleiter Hans Dieter Herget an der Vorbereitung beteiligt. Gemeinsam mit den weiteren Experten ist für ihn klar: „Inklusion heißt auch: Mit den Menschen reden – statt nur über sie“.

Bei der AGTiV handelt es sich um einen Zusammenschluss verschiedener Einrichtungen und Dienste der Region sowie von Vertretern von Landeswohlfahrtsverbandes und der Kreisverwaltung. Seit vielen Jahren wird daran gearbeitet, die Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderungen zu verbessern, erläutert der Koordinator für soziale Dienste in einer Pressemitteilung. Bislang war es allerdings noch nicht gelungen, eben diese Menschen beziehungsweise ihre Angehörigen in die Arbeit einzubeziehen.

Mathias Gold vom Beratungszentrum in Alsfeld, Oliver Hampel von den Schottener Sozialen Diensten, Reinhard Kaul-Seeger vom Kulturtherapeutischen Dorf Melchiorsgrund und Hans Dieter Herget waren deshalb von der AGTiV beauftragt worden, den Prozess der Beteiligung Betroffener im Rahmen eines Workshops einzuleiten.

Beim ersten regionalen Treffen von Menschen mit Behinderungen und Betroffenenvertretern der verschiedensten Einrichtungen des Kreises erläuterten die Organisatoren zunächst Sinn und Zweck der Zusammenkunft und stellten die sich ändernden rechtlichen Grundlagen im Zusammenhang mit dem neuen Bundesteilhabegesetz (BTHG) heraus.

Es wurde deutlich: Obwohl der Vogelsbergkreis schon recht gut aufgestellt sei, was Chancen für ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Hilfebedarf angeht, gibt es noch viele Möglichkeiten für Verbesserungen.

Wie das Miteinander künftig gestaltet werden kann, war eine zentrale Frage in der Zusammenkunft. Die erste wesentliche Erkenntnis war, dass Teilhabe weit mehr ist als nur Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer. Es sei vielmehr eine Haltungsfrage, so die Workshop-Teilnehmer übereinstimmend. Grundsätzlich und unabhängig von der Art der Behinderung müssen unterschiedliche Barrieren abgebaut werden. So ist zum Beispiel für Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen ein angstfreier Raum oder eine suchtmittelfreie Umgebung häufig eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.

Als angenehm empfanden alle Beteiligten dieses ersten Treffens die offene Gesprächsatmosphäre, in der sich alle frei äußern konnten und sich verstanden fühlten. Schon im Januar des nächsten Jahres ist ein weiteres Treffen geplant, in dem konkrete Möglichkeiten der künftigen Zusammenarbeit ausgelotet werden sollen.

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