Preisträger beim Dr. Murjahn-Förderpreis 2018 sind die Malermeister Winfried Jünemann, Haico Böhmer und Peter Fuchs. Ihre wegweisenden Projekte für das Maler- und Lackiererhandwerk wurden mit jeweils 15.000 Euro dotiert. Den mit 5000 Euro ausgelobten Sonderpreis für Jungmaler/innen nahm Bianca Scholz entgegen. Die Preisverleihung am 5. Dezember im Meistersaal des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin war eingebunden in eine Veranstaltung des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz, der Partner des Förderpreises ist.

„Werkzeug- und Techniktag“

Vor zahlreichen Honoratioren des Malerhandwerks, Repräsentanten der Landesinnungsverbände und des Bundesverbandes sowie dem Maler-Nationalteam erhielt Winfried Jünemann vom gleichnamigen Malereibetrieb im niedersächsischen  Algermissen den Dr. Murjahn-Förderpreis für das Projekt „Werkzeug- und Techniktag“. Als Vorsitzender eines Gesellenprüfungsausschusses und Inhaber eines Ausbildungsbetriebes stellte er fest, dass bei Auszubildenden immer weniger Werkzeug-, Material- und Technikkenntnisse vorliegen. Er rief daher eine außerbetriebliche Fortbildung ins Leben, die alle zwei Jahre zentral durchgeführt wird. Die MEGA-Niederlassung in Hannover war bereit, einen Tag vor der eigenen Hausmesse eine Schulungsveranstaltung mit etwa 20 Herstellern und Industriepartnern durchzuführen, die den Azubis und Praktikanten grundlegende Werkzeug-, Material- und Technikkenntnisse vermittelte. Dieser bundesweit erste Werkzeug- und Techniktag am 9. Oktober 2015 hat Maßstäbe gesetzt. Statt der erwarteten 400 Teilnehmer meldeten sich über 800 Azubis an. Winfried Jünemann hat „ein richtungsweisendes Format entwickelt und in Zusammenarbeit mit dem Malerverband Niedersachsen  realisiert. Mit seiner Initiative und außergewöhnlichem Engagement hat er sich in hohem Maße um die Aus- und Weiterbildung verdient gemacht“, zitierte Laudator Thomas Heinelt (Landesinnungsmeister Niedersachsen) das Juryurteil. Die Konzeption und Organisation des „Werkzeug- und Techniktags“  besitzen Vorbildcharakter. Mittlerweile wird er auch in anderen Innungen/Landesverbänden durchgeführt. Großes Lob gab es auch vom Bildungsausschuss des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz.

„Erstmaßnahme bei Schimmelbefall“

Haico Böhmer von der gleichnamigen Malerwerkstätte im südhessischen Weiterstadt wurde für ein von ihm entwickeltes patentiertes Verfahren geehrt, mit dem sofort beim Feststellen eines Schimmelschadens Maßnahmen zur Sanierung ergriffen werden können. Bisher wird beim Erstkontakt in aller Regel zwar der Schaden aufgenommen, die eigentliche Sanierung erfolgt aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Indem der Schimmel gekapselt und weiterer Sporenflug sofort verhindert wird, ist der Nutzer der Räumlichkeiten bereits in der Phase der Angebotserstellung keiner weiteren Gefährdung durch eine Sporenbelastung ausgesetzt. Das sofortige Handeln führt dazu, dass auch Vermieter und Mieter entspannter mit dem Schadensfall umgehen können. Zugleich professionalisiert es den Malermeister für solche Sanierungsarbeiten als ersten Ansprechpartner auch für die Immobilien- und Wohnungswirtschaft. „Die patentierte Lösung bei der Beseitigung eines in der Praxis häufig vorkommenden Problems kann das Malerhandwerk generell in einem lukrativen Geschäftsfeld zum bevorzugten Partner machen. Mithin besitzt das Projekt wegweisenden Charakter“, so Klaus Leithäuser (Landesinnungsmeister Hessen) in seiner Laudatio. Das innovative Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass ein gelartiges Anti-Schimmelpilzmittel auf die zu behandelnde Fläche aufgetragen und durch eine Folie eingekapselt wird. Es wirkt einige Tage ein, wobei sich ein Schutzfilm bildet, der Restsporen in sich bindet. Die Folie kann rückstandsfrei abgezogen werden, der Schutzfilm lässt sich mit Wasser entfernen. Das eigentliche 

Gel zerfällt in seine Bestandteil Wasser und Kohlenstoff. Es bleiben keine toxischen Rückstände. Aufgrund des sich bildenden Schutzfilms reduziert sich auch für den Handwerker das Gefährdungspotenzial bei der Schimmelsanierung.

„Mobile Filteranlage für Fassadenreinigungen“

Peter Fuchs, Inhaber des Malerfachbetrieb Fuchs in Neunkirchen-Seelscheid (Nordrhein-Westfalen), erhielt den Dr. Murjahn-Förderpreis für die von ihm entwickelte „Mobile Filteranlage für Fassadenreinigungen“. Um eine qualitativ hochwertige Fassadenbeschichtung zu gewährleisten, bedarf es einer gründlichen vorherigen Reinigung der Fläche. Hierbei fällt stark verunreinigtes Wasser an, das entweder als Sondermüll aufgefangen und kostenpflichtig entsorgt werden muss oder erst nach einem komplizierten Genehmigungsverfahren in den Schmutzwasserkanal eingeleitet werden kann. „Mit der von Malermeister Peter Fuchs entwickelten Filteranlage ist es möglich, das verschmutzte Wasser umweltschonend und preisgünstig zu reinigen und zu entsorgen. Bisher ist es für Betriebe des Maler- und Lackiererhandwerks sehr aufwendig, den gesetzlichen Anforderungen zu genügen. Die innovative Filteranlage vereinfacht diesen Prozess deutlich und bringt zudem einen erheblichen ökonomischen und ökologischen Nutzen. Insofern eignet sich das Projekt hervorragend dazu, einer ganzen Branche hohen Nutzen zu bieten“, sagte Laudator Jan Bauer (Präsident des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz und Landesinnungsmeister Nordrhein).

Natürlich gestalten

Über den Sonderpreis für Jungmaler/innen konnte sich Bianca Scholz freuen, die sich im Rahmen ihrer Weiterbildung zur Malermeisterin und staatlich geprüften Gestalterin an der Schule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart-Feuerbach intensiv mit „Kreativen Wandgestaltungen – Naturmaterialien und Upcycling“ befasste.

„Wenngleich klassische Naturmaterialien wie Lehm und Kalk durchaus häufiger verwendet werden, eröffnen sich in diesem Bereich noch zahlreiche gestalterische Möglichkeiten. Bianca Scholz zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Ressourcenschonung ist und selbst einfache Wandgestaltungen hierzu einen Beitrag leisten können. Durch den Einsatz von Naturmaterialien und die Wiederverwertung (Upcycling) von Gegenständen gelingt es überzeugend, Wohnraumgestaltung und Umweltschutz in Einklang zu bringen“, würdigte Laudator Thomas Schiek (Landesinnungsmeister Baden-Württemberg) die Preisträgerin. Bianca Scholz hat eine dieser Techniken in der Meisterprüfung umgesetzt. Für die Neugestaltung einer Bar bzw. eines Bistros entwarf und realisierte sie eine Wandgestaltung aus Eierschalen. Die von ihr auf dem Weg zur Meisterprüfung entwickelten Ideen finden sich auch in einem Buch, das in vorbildlicher Weise Schritt für Schritt in die Welt der Gestaltungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten von Naturmaterialien einführt.

Leuchttürme im Malerhandwerk

Bei der Preisverleihung betonte Dr. Ralf Murjahn die Leistungsfähigkeit des Handwerks, dessen Kreativität und Schaffenskraft. Zugleich rief er Intention, Ursprung und den generationsübergreifenden Charakter des Förderpreises in Erinnerung, den sein Vater Dr. Klaus Murjahn anlässlich seines 75. Geburtstags im November 2011 zur Unterstützung des deutschen Maler- und Lackiererhandwerks ins Leben rief: „Der Preis ist konkreter Ausdruck meines Dankes an das Malerhandwerk. Er soll dazu beitragen, das über viele Jahrzehnte schon von meinem Vater mit großem Einsatz gepflegte gute Verhältnis zum Malerhandwerk und seinen Verbandsstrukturen auch in Zukunft nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch weiterzuentwickeln“, so der Preisstifter. „Dieser Tradition fühle ich mich sehr verpflichtet“, sagte Ralf Murjahn. Er verwies zudem darauf, dass der Förderpreis darauf abziele, dem Malerhandwerk eine Plattform zu bieten, herausragende Leistungen einer breiten Öffentlichkeit vor Augen zu führen. „Dieser Preis zündet die Leuchttürme im Malerhandwerk an“, bekräftigte der Präsident des Bundesverbandes Jan Bauer: „Sie werden erst durch eine solche Auszeichnung sichtbar.“ Die Preisträger seien inspirierende Vorbilder. ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke hob gleichfalls die Bedeutung des Förderpreises hervor, der sich zu einem Aushängeschild für das gesamte Handwerk entwickelt habe. Er wurde in diesem Jahr zum siebten Mal verliehen, zum sechsten Mal im Haus des deutschen Handwerks beim ZDH. Mit Blick auf das traditionelle jährliche Treffen der Malerfamilie und der Familie Murjahn rief Schwanneke dazu auf: „Machen Sie dieses Haus auch weiterhin zu Ihrem Haus.“

„Wunderkammer der Farben“

Zu den Höhepunkten der Preisverleihung gehörte der Impulsvortrag „Situative Farbe“ von Architekt Tom Geister. Er präsentierte spannende Projekte des renommierten Büros Sauerbruch Hutton mit dem Hinweis: „Ohne gutes Handwerk geht gute Architektur nicht.“ Farbe sei stets mit einer bestimmten Situation, einem Kontext verbunden. So zeigte Geister eindrucksvoll, wie Fassaden sich von unterschiedlichen Standorten in jeweils anderem Erscheinungsbild präsentieren, wie eine Orgel in einer Kirche zu Farbelementen inspirieren kann, die wie einzelne Töne zusammengefügt sind und zu einem Farbenmuster verschmelzen oder wie Farben Orientierung schaffen. Als Beispiel, wie Gebäude in ihrer Verortung als „Wunderkammer der Farben“ in eine bestehende Struktur integriert werden, stellte Geister ein Museum bei Venedig vor, dessen Fassade etwa den rötlichen Ziegelfarbton des charakteristischen Umfelds aufnimmt, „das die Tür aufstößt zu einer neuen farbigen Erlebniswelt“.

Kuratoriumsvorsitzende Ursula Blank dankte sämtlichen Teilnehmern am Förderpreis für das große Engagement bei den Bewerbungen. „Machen Sie diesen Preis auch weiterhin zu Ihrem Preis“, rief sie die Branche auf. Denn mit der Preisverleihung 2018 hat der Wettbewerb für 2019 begonnen. Bewerbungen sind bis zum 31. August möglich. Mehr im Internet unter „www.Dr-Murjahn-Foerderpreis.de“.

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