„Mit der Arbeit Rot II gelingt Lena Kaapke das Kunststück, konzeptuelle Stringenz und sinnliche Wirkung perfekt zu vereinen. Ihre zerbrechlichen dreistelligen Zahlen-Objekte, die auf schmalen Wandleisten die in mehreren Reihen aufgestellt sind, locken den Betrachter zunächst auf falsche Fährten. Den Versuch, ein logisches System hinter der Zahlenfolge zu finden, wird man irgendwann ergebnislos abbrechen. Dass die einzelnen Objekte -ohne Pedanterie- nach Helligkeit geordnet sind und von diversen Weiß-zu (vermeintlichen) Schwarznuancen führen, stellt man zwar fest, ihr Rätsel ist damit aber nicht gelöst. „Rot II“ erschließt sich erst aus der Kenntnis des künstlerischen Konzepts.
Die Arbeit ist Teil eines umfangreichen Rechercheprojekts, in dem sich Lena Kaapke mit der Suche nach roten Glasuren beschäftigte – mit einem urkeramischen Thema also, denn in der Keramik gilt das Erzeugen leuchtend roter Glasurfarben als besonders schwierig, weshalb es hier viele gut gehütete Werkstattgeheimnisse gibt. Lena Kaapke hat sich bei ihrer geradezu alchemistischen Versuchen nicht weniger als 1701 Rezepturen durchprobiert. Die Ergebnisse sind in der Arbeit „Rot I“ versammelt. „Rot II“ ist nun gewissermaßen die Dokumentation ihrer Fehlversuche, das heißt der Arbeitsgänge, bei denen sich -aus welchen Gründen auch immer- kein Rot einstellen wollte. Die Zahlen verweisen auf die Rezepturen, die jedoch aufgrund verschiedener Parameter wie Auftragsstärke der Glasuren oder Brenntemperaturen selbst wiederum ganz unterschiedliche Ergebnisse zeitigen können. Für den Betrachter bedeutet dies den Genuss, in einen ganzen Kosmos von Farbnuancen eintauchen zu können“, urteilte die Jury.
Die gebürtige Schleswig-Holsteinerin studierte Freie Kunst im Schwerpunkt Keramik an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und machte 2015 ihren Masterabschluss. Seit 2011 beteiligt sie sich an verschiedenen Ausstellungen im In – und Ausland. Sie wurde 2016 mit dem Förderpreis des Landes Schleswig-Hosteins für ihre herausragenden künstlerischen Leistungen ausgezeichnet. In Kiel wurden ihre keramischen Arbeiten in der Stadtgalerie 2017 zur Ausstellung Brockmann Preis präsentiert.
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