Neue, nichttraditionelle Zielgruppen für technische Studiengänge zu gewinnen und sie in ihrem Studienerfolg zu unterstützen: Dieses ehrgeizige Ziel hat sich vor fünf Jahren das Projekt der Hochschule Osnabrück „Erfolgreich ins Studium!“ gesetzt. Zum Projektabschluss diskutierten jetzt die Verantwortlichen zusammen mit Beteiligten und Interessierten die Ergebnisse des Projekts. Das gemeinsame Fazit: „Das Projekt hat mehr als nur neue Impulse gesetzt. Viele Ideen haben sich bereits bewährt und sollen nun dauerhaft zum Hochschulalltag gehören.“

Der Name ist Programm: Das Projekt „Erfolgreich ins Studium!“ an der Hochschule Osnabrück unterstützt seit fünf Jahren junge Menschen, für die ein Studium besondere Hürden bedeutet. Diese Hürden können vielfältig sein: So entscheiden sich über neunzig Prozent der Akademikerkinder für ein Studium – unter denjenigen, deren Eltern nicht studiert haben, sind es weniger als halb so viele. Auch Migrationserfahrung, schwache soziale Lage oder fehlende Förderung können die Entscheidung für ein Studium erschweren und den Studienerfolg gefährden. Gerade für Studierwillige und Studierende aus diesen Gruppen hat das Projektteam rund um Prof. Barbara Schwarze vielfältige Ideen ausgearbeitet und erprobt.

Kurz vor Abschluss des Projekts, das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) gefördert wird, trafen sich Beteiligte und Interessierte jetzt auf einer Fachtagung, um die Ergebnisse zu diskutieren. Vertreten waren auch die externen und internen Projektpartner, wie das Schüler-Forschungs-Zentrum (SFZ) Osnabrück, Einrichtungen der Stadt und des Landkreises Osnabrück, die Arbeitsagentur, Lehrkräfte aus Schulen und das LearningCenter der Hochschule Osnabrück.

Bunte Gruppen und vielfältige Probleme benötigen passgenaue, oft individuelle Lösungen. Diese Lösungen brauchen wiederum Zeit, um Wirksamkeit zu entfalten.  Darin waren sich Dr. Katja Kohrs vom MWK, der Hochschulvizepräsident Prof. Dr. Alexander Schmehmann und die Bildungs- und Jugendforscherin Prof. Dr. Leonie Herwartz-Emden einig. „Bildungsgerechtigkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Talente unabhängig von ihrer Herkunft zu fördern – das gelingt in einigen Ländern der der EU besser als in Deutschland“, stellte  MWK-Referentin Dr. Kohrs fest. Deshalb habe das Ministerium das Osnabrücker Projekt über zwei Phasen mit insgesamt rund 900.000 Euro gefördert, damit es nachhaltig, über die Laufzeit hinaus funktioniere und dabei nicht zur Stigmatisierung führe.

25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, acht Millionen Euro Landes- und Bundesmittel für aktuelle Projekte in Studium und Lehre: „Diese Zahlen verdeutlichen, welch hohe Bedeutung wir dem Studienerfolg beimessen“, so der Vizepräsident für Studium und Lehre, Prof. Schmehmann. Im Mittelpunkt stehe dabei die maßgeschneiderte Förderung jedes und jeder Studierenden. Dafür habe das nun erfolgreich abgeschlossene Projekt „weit mehr geleistet, als lediglich neue Impulse zu setzen“. Die Stärkung des Osnabrücker Schüler-Forschungs-Zentrums, Konzepte für den Übergang aus der Schule ins Studium sowie Mentoring für Erstsemester und interkulturelles Mentoring-Programm: In diesen drei Bausteinen hat das Projektteam handelnde Akteure vernetzt und gemeinsam kreative Ideen entwickelt, ausprobiert und ausgewertet. „Viele der Unterstützungsangebote wirken schon heute. Wir werden sie verstetigen und von einzelnen Studiengängen auf das gesamte technische Studienangebot ausweiten“, so Schmehmann weiter.

„Was fördert und was verhindert den Bildungserfolg? Wie entstehen Bildungswege? Was macht ein gerechtes Bildungssystem aus?“: Diese Fragen standen im Fokus eines Fachvortrags der renommierten Bildungsforscherin Prof. Herwartz-Emden, die vor ihrer Emeritierung eine Professur für die Pädagogik der Kindheit und Jugend an der Universität Augsburg innehatte.

Nach dem Vortrag stellte das Projektteam in drei Workshops zahlreiche Projektergebnisse vor. Das erste Forum befasste sich mit dem Thema „Herausforderung Berufswahl: das Schüler-Forschungs-Zentrum Osnabrück als offener, nichtschulischer Zugang zur MINT-Orientierung“. In einem World Café erarbeiteten die Teilnehmenden dazu Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze. Auch die konkreten Ergebnisse dieses Bausteins wurden vorgestellt: So hat das Projektteam eine Konsolidierung und innovative Erweiterung der Angebote des SFZ Osnabrück erreicht sowie die Evaluierung der Erreichung der Zielgruppen eingeführt und umgesetzt. Die Angebote wurden im Projektverlauf auf den Landkreis Osnabrück ausgeweitet. Zudem wurden die MINT-Sommerakademie und Herbstakademie unter dem Dach des SFZ ein- und fortgeführt.

Im zweiten Themenforum standen Wege zur Gewinnung und Unterstützung nichttraditioneller Studierendengruppen auf dem Weg ins Studium und Stärkung der beruflichen Kompetenzen im Vordergrund. Dabei wurden Ideen zur Ansprache und Gewinnung von jungen Menschen, Eltern sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren entwickelt. In diesem Baustein wurden im Projektverlauf spezifische Zielgruppenformate – wie MINT for Girls und KultING – erfolgreich erprobt, die Angebote für Studieninteressierte in den Landkreis hinein erweitert, das Themenspektrum und die Informationsgrundlagen für Multiplikatoren im Arbeitskreis „Berufsorientierung“ erweitert sowie ein Portal für Hochschul- und Studieninteressierte auf der Internetseite der Hochschule erstellt.

Das dritte Themenforum berichtete von der erfolgreichen Erprobung und Umsetzung des Mentorings in der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik, der Entwicklung eines Wahlmoduls zum Mentoring und der geplanten Ausweitung des Konzepts auf weitere Studiengänge. Das Themenforum „Den Studienstart erfolgreich meistern – Qualitätsaspekte eines studentischen Mentoring-Programms zur Unterstützung nichttraditioneller Zielgruppen“ beschäftigte sich im Besonderen mit dem Qualifizierungskonzept für Mentorinnen und Mentoren unter Einbeziehung der Sensibilisierung für nichttraditionelle Studierendengruppen. Dabei lernten die Teilnehmenden eine praktische Methode kennen, die auch die Studierenden im Qualifizierungsworkshop durchführen.

Und wie es nach dem Projektende weitergeht? Auch da gibt es positive Ergebnisse zu berichten: „Die Hochschule und ihr LearningCenter ermöglichen eine Fortführung der Projektbausteine für weitere Jahre. So können mit den im Projekt entwickelten Formaten noch mehr Studieninteressierte und Studierende erreicht werden“, freut sich Projektleiterin Prof. Barbara Schwarze.

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