Wie transformieren Unternehmen ihre Prozesse und letztlich sich selbst in das digitale Zeitalter? Eine Frage, die außerordentlich vielschichtig betrachtet werden muss und die alles andere als einfach zu beantworten ist. Das zeigte sich in der 4. Session des TELECOM e.V. Mit hochkarätigen Referenten bestückt, beleuchtete die Fachtagung zahlreiche Facetten des Themas.

Am 24. Mai 2018 durfte Wolfgang Kuhl, Leiter IT der Pharmaserv GmbH als Gastgeber den TELECOM e. V., einen der führenden Kommunikationsverbände, in der Emil-von-Behring-Straße in Marburg begrüßen. Verbandspräsident Helmut Kohl konnte zahlreiche Teilnehmer begrüßen und erlebte eine spannende, mehr als dreistündige Veranstaltung.

Keynote-Speaker und Moderator des Nachmittags war Dr. Jörg Liebe, CIO der Lufthansa Systems AG. In seinem Vortrag gab er einen Einblick in digitale Entwicklungen seines Arbeitgebers und einen Ausblick, wohin dies führen könnte. Klar für Liebe: Historische Management- und Arbeitsmodelle sind nicht mehr kompatibel zu ausdifferenzierter Teamarbeit im digitalen Zeitalter. Besonders durch die extrem schnellen Entwicklungszyklen ist es wichtig, die Mitarbeiter in diese Prozesse mit einzubinden. Die Produktion digitaler Tools hat sich dramatisch verändert, darauf müssen Mitarbeiter vorbereitet werden und es ist notwendig, ihnen entsprechende Freiräume zu gewähren.

Als nächster Referent zeigte Michael Schweyda vom gleichnamigen technischen Beratungsbüro auf, welche Stelle der Chief Digital Officer – CDO – in einem Unternehmen einnimmt und welche Chancen und Risiken damit einhergehen. Ein Punkt, der von den Teilnehmern zu einer spontanen Diskussion aufgenommen wurde. Es zeigte sich, dass Zuständigkeiten in der Organisationsstruktur immer mehr verschwimmen und ein im Unternehmen installierter CDO durchaus auch in der Lage sein kann, die Kompetenzen eines typischen COO zu übernehmen. So lautete die provokante Frage schließlich: „Kann ein CDO sogar einen COO komplett überflüssig machen?“

Dritter Referent an diesem Nachmittag war Dr. Oliver Bohl, Direktor Digitaler Vertrieb der KfW Bankengruppe. Sein Vortrag ging der Frage nach, ob die digitale Transformation weniger ein spontaner und nicht vorhersehbarer Entwicklungsschub, denn vielmehr eine stetige Entwicklung ist, welche in ähnlichen Ausprägungen schon immer unsere Geschichte bestimmte. Sein Credo: Es geht gerade erst los mit der digitalen Transformation. Geräte und Produkte, welche Kunden aktuell als selbstverständlich ansehen, können in kurzer Zeit von neuen überholt werden. Kundenwünsche, Märkte, Absatzkanäle – alles befindet sich im digitalen Zeitalter in einem gigantischen Wandel. Umso wichtiger ist es für Bohl, dass sich Unternehmen endlich aufmachen, die Digitalisierung anzunehmen und mit zu prägen – immer vom Kunden und seinen Wünschen her gedacht.

Der letzte Referent des Tages, Alexander Mai, Director UX / Strategie / Business-Innovation bei DER Touristik Online GmbH und selbst ernannter »Digital Evangelist«. Er spannte den Bogen besonders weit. Für Mai ist die nicht zu stoppende, rasante Bevölkerungsentwicklung einer der globalen Megatrends und der Antrieb für die digitale Wirtschaft. Um immer mehr Konsumenten zu befriedigen, müssen sich Unternehmen teils radikal ändern. Auch für ihn im Mittelpunkt: der Kunde. Für Mai ist klar, dass sich nur Unternehmen mit einem kundenzentrierten und plattformorientierten Geschäftsmodell in Zukunft behaupten werden können. Umso schwieriger, dass in Deutschland laut Mai noch in klassischen Businessmodellen gedacht wird. Profit steht vor allem anderen. Betrachtet man aber die Big Player der digitalen Wirtschaft, dann ist es eben nicht der Profit, der am Anfang eines Geschäftsmodells stehen sollte. Mutige Unternehmen und Entscheidungen werden seiner Ansicht nach die Gewinner von morgen sein.

Die Veranstaltung gab den gut 30 Teilnehmern einen qualifizierten Einblick in das Aufgabenprofil eines Chief Digital Officers. Sie zeigte aber auch, dass es nicht damit getan ist, einen CDO zu installieren. Digitalisierung erfordert von den Unternehmen neue Strategien und neue Businessmodelle.

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