Gerade einmal 50 Mark kosteten die ersten Motorräder, mit denen die jungen Männer ihre Runden im Feld drehten, ganz in der Nähe des alten Sportplatzes – nicht wissend, dass genau an dieser Stelle einmal international bekannte Motorradfahrer an den Start gehen würden, um das Finale der Europameisterschaft auszutragen. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist das jetzt her und aus der Jugendclique von einst hat sich ein rühriger Verein entwickelt: der MSC Angenrod. Der kann jetzt auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblicken – natürlich wird das mit einem Jubiläumsrennen am Rußbergring gefeiert.

So ein Rennen ist teuer für den Veranstalter. Auf rund 20.000 Euro beliefen sich die Kosten im vergangenen Jahr. Groß ist daher die Freude, als Landrat Manfred Görig (SPD) bei einem Besuch in Angenrod einen Scheck im Gepäck hat. Bei der OVAG hatte sich der Landrat für eine Spende eingesetzt. Mit Erfolg. Das Engagement des Jubiläumsvereins und die Tatsache, dass die Motorsportveranstaltung auf dem Rußbergring weit über die Grenzen des Vogelsbergkreises hinaus bekannt ist, hatten überzeugt: Der MSC Angenrod bekommt 3000 Euro Zuschuss für die Durchführung seines Jubiläumsrennens, das am 28. Und 29. Juli stattfindet. Mit dieser Summe haben, das zeigen die Reaktionen bei der Scheckübergabe ganz deutlich, die Motorsportler nicht gerechnet: „Das ist sehr großzügig. Das haben wir in 50 Jahren Vereinsgeschichte noch nicht erlebt.“

Ein solches Rennwochenende mit einem hochkarätig besetzen Fahrerfeld zu organisieren, ist für einen kleinen Verein eine „echte Herausforderung“, betont Landrat Manfred Görig. „Es ist euch hoch anzurechnen, dass ihr das alles hinbekommt, das ist richtig viel Arbeit“, lobt der Landrat, der die Veranstaltung in der Vergangenheit schon öfter besucht hatte. Und weiter betont er: „Das macht den Vogelsberg ja auch irgendwie aus: Auch wenn das Dorf noch so klein ist, wenn es dort Menschen gibt, die sich engagieren, dann können sie viel bewegen.“

Viel bewegt in 50 Jahren, das haben die MSCler durchaus. Anfangs haben sie ihre Gespanne noch selbst gebaut, erinnert sich Ehrenpräsident Adolf Decher bei der Zusammenkunft im Dorfgemeinschaftshaus in Angenrod. Nicht immer ist alles gut gelaufen, es gab auch Bruch am Material und den ein oder anderen Unfall. Aber zum Glück ging alles immer relativ glimpflich aus. Aus den „Schraubern“ wurden richtig erfolgreiche Fahrer. Einer von ihnen ist Stephan Bischoff, der Enkel des Ehrenpräsidenten, der schon als Jugendlicher Rennen fuhr. Rund vier Monate im Sommer war er in seinen Glanzzeiten unterwegs – jedes Wochenende auf einer anderen Rennstrecke. Selbst am Sonntag seiner Konfirmation. Da stand ein wichtiger Lauf zur Meisterschaft an, den durfte er nicht verpassen. Konfirmiert wurde er dennoch, eine Woche später im Nachbar-Kirchspiel, erzählt der heutige Chef des Vereins in der lockeren Runde im Dorfgemeinschaftshaus.

Es sind Anekdoten wie diese, die Adolf Decher und Karl-Heinz Ratz, beides Männer der ersten Stunde, zuhauf beisteuern können. Auch von den Besuchern. Sie erzählen von den ersten Holländern, die das damals regnerische Rennwochenende in Angenrod im Zelt verbrachten. Die aber seitdem Jahr für Jahr treu nach Angenrod kommen und bestimmt „zehn Wohnwagen mitbringen“, sprich, eine ganze Besuchergruppe im Schlepptau haben. Oder sie erzählen von den Franzosen, die ganz wild auf die selbstgemachten Frikadellen auf den „Renn-Burgern“ sind. Und sie erzählen von den Engländern. „Die sagen Familie, wenn sie hier sind.“

Und immer wieder kommen die Erfolge zur Sprache, auch die von Oswald Bischoff. Der hatte sich eigentlich schon im letzten Jahr aus dem Rennsport verabschiedet. Sein offizielles Abschiedsrennen fährt er aber erst jetzt und – natürlich – vor heimischer Kulisse: Er startet ein letztes Mal beim Jubiläumsrennen am Rußbergring.

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