Das Stadtmuseum Dresden erinnert an das Leben und Werk des Fotografen Alfred ‚Fred‘ Stein, der 1909 in Dresden geboren wurde und hauptsächlich in den 1930er und 1940er Jahren ein vielschichtiges Werk der Schwarz-Weiß-Fotografie schuf, das ihn als sensiblen Porträt- und Straßenfotografen auszeichnet.

Der Sohn eines Rabbiners engagierte sich schon als Jugendlicher in der jüdischen Jugendorganisation und wurde spätestens als Student der Rechtswissenschaften zu einem überzeugten Sozialisten. 1933 riss Hitlers Regierungsübernahme den jungen Rechtsreferendar aus seiner beruflichen Laufbahn und zwang ihn und seine Ehefrau Liselotte (geborene Salzburg, 1910-1997) zur Flucht nach Paris, wo das gemeinsame Hochzeitsgeschenk, eine Leica-Kleinbildkamera, zum Schlüsselmoment seiner neuen Karriere wurde.

Im Pariser Exil machte er sich auf der Suche nach einer „internationalen Profession“ als Fotograf selbstständig und entwickelte binnen kürzester Zeit einen präzisen und doch stimmungsvollen Blick auf die Metropole und ihre Bewohner. Architektur, Freizeit und Arbeit, Milieu- und Charakterstudien verband Stein mit sozialpolitischen Fragen seiner Zeit, die er in eine formal versierte Bildsprache übersetze. Er dokumentierte Veranstaltungen, die er Zeitschriften und Zeitungen anbot und eröffnete gemeinsam mit seiner Ehefrau ein Fotostudio, in dem er sich der Porträtfotografie widmete, die ihm neben der Straßen-fotografie zur zweiten fotografischen Leidenschaft wurde. Bereits 1935 hatte er eine Ausstellung mit namhaften Kollegen wie Ilse Bing, Man Ray und André Kértesz.

Prägend für sein gesamtes fotografisches Werk ist die Hinwendung zum Menschen, die sich auch in seinen Straßenfotografien aus New York widerspiegelt, das ihm 1941 auf der erneuten Flucht vor dem nationalsozialistischen Terror zur neuen Heimat wurde. Auch in den USA arbeitete er überwiegend frei von Agenturen, publizierte einige Bücher und konzentrierte sich schließlich ab 1950 gänzlich auf die Porträtfotografie, nachdem ihn ein Hüftleiden von der Straße ins Studio gezwungen hatte. Ende der 1950er Jahre besuchte er Deutschland, um auch hier zahlreiche Porträtfotos zu machen. Bis zum Lebensende schuf er über 1200 Aufnahmen bekannter und bedeutender Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, darunter Hannah Arendt, Albert Einstein, Willy Brandt, Marlene Dietrich, Salvador Dalí u. a. Viele dieser Bilder zählen heute zu Ikonen der Porträtfotografie. Fred Stein starb 1967 in New York im Alter von 58 Jahren.

Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit dem Sohn des Fotografen, Peter Stein, entstanden. Sie ist eine Kooperation mit dem Jüdischen Museum Berlin, das dem Stadtmuseum den Großteil der insgesamt 71 Modern Prints geliehen hat, von denen 50 Straßenaufnahmen aus Paris und New York zeigen. Unter den 21 Porträts finden sich Dresdner Berühmtheiten wie Erich Kästner, Mary Wigman und Will Grohmann. Daneben beleuchten rund 10 Originaldokumente wie von Fred Stein publizierte Bücher den Kontext seines fotografischen Arbeitens.

Die Eröffnung der Ausstellung wird unterstützt vom Amerikanischen Generalkonsulat in Leipzig und vom Bürgermeisteramt, Abteilung Europäische und Internationale Angelegenheiten der Landeshauptstadt Dresden.

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