Wenn die Kastanien ihre prachtvollen Blütenstände demonstrieren, beginnt die Zeit der Kastanienminiermotte. Ende April/Anfang Mai schlüpfen aus den im Herbstlaub überwinternden Puppen die ersten kleinen Falter. Die etwa 5 mm langen, bräunlich-orange mit weißen Bändern gefärbten Motten halten sich gerne auf der windabgewandten, sonnigen Stammseite oder auf sonnigen Blattoberflächen auf. Besonders bei Sonnenschein schwärmen sie ab den frühen Morgenstunden bis zur Mittagszeit.

Die Weibchen der Kastanienminiermotte locken die Männchen durch ein Sexualpheromon an und legen nach erfolgter Kopulation in ihrer etwa 3-wöchigen Flugzeit bis zu 40 Eier einzeln an der Blattoberseite an schwächeren Seitenadern ab. Etwa zwei Wochen später schlüpfen die Junglarven aus den ca. 0,5 mm großen, ovalen weißlich-transparenten Eiern. Sie bohren sich ins Blattgewebe ein und erzeugen während ihrer 3-wöchigen Fraßtätigkeit die auffälligen Blattgänge (Minen). In dieser Zeit durchlaufen die Larven 4 Häutungen und werden bis 7 mm lang.

Zur Verpuppung innerhalb der Blattmine spinnt sich die Larve einen Seidenkokon, der von außen als kreisrunder Fleck erkennbar ist. Nach zwei- bis dreiwöchiger Puppenruhe schlüpfen die Falter der nächsten Generation, wobei nicht alle Falter schlüpfen, sondern bis zu 30 % eine Entwicklungspause machen und überwintern. Meist werden drei Generation pro Jahr ausgebildet, bei besonders günstigen Witterungsbedingungen auch bis zu fünf. Die letzte Generation im Herbst (September) überwintert im Puppenstadium im Falllaub am Boden.

Die Larve der Kastanienminiermotte schädigt durch ihre Miniertätigkeit im Blattgewebe fast ausschließlich die weißblühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Die Rotblühende Kastanie (Aesculus x carnea) wird zwar auch mit Eiern belegt, die Larven können sich aber nicht vollständig entwickeln und verenden meist nach kurzer Zeit.

Ihren Ursprung hat die Kastanienminiermotte auf dem Balkan, wo sie in isolierten Schluchtwäldern vorkam. Die Ausbreitung von dort erfolgte wahrscheinlich durch den Transport mit Pkw und Lkw. In Deutschland wurde die Art erstmalig 1992 im Raum Passau nachgewiesen; mittlerweile ist sie flächendeckend vertreten.

Bäume, die schon durch andere Stressfaktoren geschwächt sind, leiden unter einem starken Befall durch die Miniermotte, was sich unter anderem in einem verringerten Fruchtgewicht widerspiegelt. Gesunde Bäume können den Verlust an Assimilationsfläche kompensieren. Natürliche Feinde sind bei uns noch nicht stark vertreten und tragen damit wenig dazu bei, den Befall einzuschränken. Lediglich 2 – 3 % der Larven werden – z. B. durch Erzwespen – parasitiert. Meisen tragen ebenfalls zur Reduzierung bei.

Mit Hilfe unserer Kastanienminiermottenfalle kann das Schadbild deutlich verbessert werden. Die Männchen werden durch ein Sexualpheromon angelockt und gefangen, wodurch die Befruchtung der Weibchen reduziert wird und weniger Nachkommen entstehen. Die Falle sollte bereits zur Zeit der Kastanienblüte im Einsatz sein, um gleich die erste Generation zu dezimieren.

Haben Sie gewusst, dass die Kastanie mit den Insekten kommuniziert?

Wenn eine Kastanienblüte bestäubt worden ist, verändert das Saftmal der Blüte seine Färbung von gelb zu rot und signalisiert dadurch Insekten, dass dort kein Nektar mehr zu holen ist. Sie fliegen dann andere Blüten an. Für beide Seiten also ein Vorteil, denn so werden viele Blüten bestäubt, aus denen später die Früchte werden und die Insekten sparen sich energiezehrende Leerflüge.

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