Am heutigen Donnerstag stellen der Direktor der Museen der Stadt Dresden, Gisbert Porstmann, und die Leiterin des Kunsthauses Dresden, Christiane Mennicke-Schwarz, ein umfassendes, 53-seitiges Konzept zur künftigen Nutzung des Gebäudes vor. Das vom Kunsthaus Dresden entwickelte Nutzungskonzept wird den Stadträtinnen und -räten als Anlage zur Informationsvorlage (Vorlage Nr.: V2250/18) des Geschäftsbereiches Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften der Landeshauptstadt Dresden, zur Kenntnis gegeben.

Als Partner und Unterstützer nehmen Matthias Flügge, Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Marion Ackermann, Generaldirektorin Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Justus Ulbricht, Geschäftsführer des Dresdner Geschichtsverein e.V., Friederike Warkus, Vorsitzende des Kunstverein Dresden e.V. (Neugründung), Benjamin Grill, Vorsitzender der Kammergruppe Dresden der Architektenkammer Sachsen, Alexander Pötzsch, Dipl. Architekt BDA, Vorstandsmitglied BDA Landesverband Sachsen e.V., Ulf Zimmermann, Architekt und Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und Marco Dziallas, Initiative OSTMODERN.org, an der Veranstaltung teil.

Nutzungskonzept

Der Entwurf stellt eine Nutzung dieses typischen Pavillonbaus der siebziger Jahre mit seiner umlaufenden Terrasse als Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst und Labor der Gegenwart vor. Ein richtungsweisender nachhaltiger ökologischer Umgang mit Architektur im Bestand ist ein zentrales Anliegen des vom Kunsthaus Dresden vorgestellten Konzeptes.

Der zwischen 1969 und 1972 errichtete Zweckbau des Architektenkollektivs Herbert Zimmer, Peter Schramm und Siegfried Thiel bietet nahezu ideale Voraussetzungen für eine zeitgemäße Kulturarbeit an einem optimal gelegenen Standort. Der Bau, der ähnlich wie der Kulturpalast als einer der letzten noch verbliebenen Einzelbauten in Dresden exemplarisch für modernes Bauen in der DDR steht, ermöglicht nicht nur das Ausstellen großformatiger Kunst unter exzellenten Bedingungen, sondern soll, so das Anliegen des vorgestellten Nutzungsentwurfs, vielfache Kooperationen zwischen Kunst und Bürgerschaft ermöglichen.

Wesentlicher Fokus dieser Vision für einen Bau, an dessen Entstehungsgeschichte Künstler sichtbar beteiligt waren, ist es, die Kunstgeschichte vor und nach 1989 zu versöhnen und

ganz aktuelle Gegenwartskunst im Dialog mit der baubezogenen Kunst, wie sie in Dresden zwischen 1958 und 1990 vor allem um Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht entstanden ist, zu zeigen. So soll eine Dauerstellung eine Brücke zur Geschichte des Robotron-Areals und der Produktionsgenossenschaft Kunst am Bau Dresden schlagen.

Neben neuen Formen des Dialogs zwischen junger Kunst und Geschichte in einem Future Memory Lab, der Geschichte als „demokratische Beziehungsarbeit“ zeigt, soll die Robotronkantine als neuer Museumsstandort und Ort der Stadtgesellschaft Raum für die aktuellen Anliegen und Diskussionen der Bürgerschaft bieten. Zentrale Stichworte der vorgeschlagenen Nutzung lauten Raum zum Teilen und Raum für Bildung: Geschaffen werden soll in der behutsam sanierten Bausubstanz eine offene

Raumstruktur, die dem interdisziplinären Charakter der vielfältigen thematischen Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramme sowie Bildungsprojekte des Kunsthauses gerecht wird.

Themen der Umwelt und des nachhaltigen Umgangs mit dem Verhältnis von Landschaft und Ressourcen sind seit Jahren Gegenstand auch der im Kunsthaus Dresden präsentierten zeitgenössischen Kunst. In unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Kantine des Dresdner Computerkombinats sollen künftig Künstler*innen temporäre und dauerhafte Projekte zur Kunst am

Bau, exemplarische Projekte der Gartenkunst und des Urban Gardening umsetzen und damit die Anwohnerschaft an der aktiven Gestaltung des sich neu formierenden Quartiers teilhaben lassen.

Stadträumliche Lage

In unmittelbarer Nachbarschaft des Deutschen Hygiene-Museums und an einem familienfreundlichen wie auch in Bezug auf eine Freizeitorientierung verbesserten Standort mit seiner Lage zwischen Altstadt und Großem Garten könnte so in Synergie mit den benachbarten Kultureinrichtungen ein neuer, auf die aktive Beteiligung von Bürgerschaft und Nachbarschaft verschiedener Generationen ausgerichteter Ort der Kunst entstehen, der auch in der Zusammenarbeit mit regionalen, überregionalen und internationalen Partnern Dresden als Kulturstadt in ihrer Vielfalt sichtbar und für unterschiedliche Zielgruppen zugänglich macht.

In einer stadträumlich einzigartigen Art und Weise könnte in der Dreierkonstellation von Kulturkraftwerk Mitte, Kulturpalast und einer durch zeitgenössische und historische Kunst sowie für Themen der Stadtgesellschaft genutzten Robotronkantine vor dem Hintergrund einer vorwiegend durch Barock und Historismus gelabelten Altstadt eine für die Bürger*innen Dresdens wie auch den Tourismus attraktive Achse einer Kultur der Gegenwart entstehen.

Für den Publikumsverkehr erschließt die Robotronkantine hochwertige Flächen in außerordentlich günstiger Lage und stellt einen lebendigen Verbindungspunkt zwischen dem Großen Garten, dem Dynamo-­Stadion und dem Deutschen Hygiene-­Museum einerseits, dem Neuen Rathaus und dem künftigen Verwaltungszentrum am Ferdinandplatz sowie den Museen im Landhaus und dem sich anschließenden Neumarkt mit Frauenkirche, Albertinum und Kunsthochschule her.

Partner und Empfehlungsschreiben

Das reichlich bebilderte Nutzungskonzept des Kunsthauses wird von einer Vielzahl an Empfehlungsschreiben und Interessensbekundungen flankiert. So sprachen sich der Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden Matthias Flügge und die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Marion Ackermann für die Umsetzung der vorgelegten Planung aus und formulierten ihren Wunsch, die Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus am neuen Standort weiter auszubauen. Positive Stellungnahmen kommen auch vom neu gegründeten Kunstverein Dresden e.V., dem Landesverband Bildende Kunst Sachsen e.V., von Memorare Pacem. Gesellschaft für Friedenskultur Dresden und dem Dresdner Geschichtsverein e.V. Auch die Architektenkammer Sachsen und der BDA Landesverband Sachsen lobten das vorgelegte Konzept. Zustimmung erhält das Konzept auch von überregionalen Kulturinstitutionen wie dem Bereich Bildende Kunst des Goethe-Instituts in München, der Bauhaus-­Universität Weimar, Fakultät Kunst und Gestaltung, dem Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen und dem Maxim Gorki Theater Berlin.

STELLUNGNAHMEN

Matthias Flügge, Rektor der Hochschule für Bildende Künste

„Das Kunsthaus Dresden ist ein wichtiges Bindeglied zur internationalen Kunstszene und bietet hervorragende Möglichkeiten des Austausches und des Anschlusses für junge Künstlerinnen und Künstler. Wir befürworten das Vorhaben, in der besonderen innerstädtischen Lage der neuen Lingnerstadt als neuem Standort und Spielstätte für das Kunsthaus Dresden eine interessante und für zeitgemäße Kulturarbeit optimal gelegene Immobilie zu erschließen, die reich an kulturhistorischen Bezügen der letzten Jahrzehnte ist.“

Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

„Die ehemalige Robotron-Kantine als typischer Pavillonbau der siebziger Jahre mit ihrer umlaufenden Terrasse und ihrer auf Funktionalität und Transparenz angelegten Offenheit steht in ihrer einmaligen stadträumlichen Lage und ihrer historischen Bausubstanz für ein Potential, das heute in kaum einer Innenstadtlage in einer europäischen Stadt mehr zu finden ist und in einer Nutzung, in der Entwicklungen der Kunst im 20. und 21. auch im Kontext der historischer  Architektur anschaulich und erlebbar gemacht werden können, einmalig wäre.

Wir erklären daher hiermit unser uneingeschränktes Interesse, die bisherige Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Dresden am neuen Standort fortzusetzen und würden uns freuen, entsprechend der räumlichen Möglichkeiten und des kulturhistorischen Potentials zur Bespielung dieses Standortes im Sinne eines integrativen künstlerischen und gesellschaftsorientierten Nutzungskonzeptes beizutragen.

Auch aus der Perspektive der Staatlichen Kunstsammlungen erscheint uns daher eine positive Entscheidung der städtischen Gremien für dieses in mehrfacher Hinsicht herausragende Zukunftsprojekt – sowohl in Bezug auf den Umgang mit historischer Bausubstanz als auch im Hinblick auf die geplante Nutzung durch das Kunsthaus Dresden – von besonderer Tragweite nicht nur für die Entfaltung der Kulturlandschaft vor Ort, sondern auch für deren überregionale und internationale Strahlkraft.“

Matthias Neutzner, MEMORARE PACEM. Gesellschaft für Friedenskultur e.V.

„MEMORARE PACEM. Gesellschaft für Friedenskultur e.V. unterstützt das Vorhaben, in der ehemaligen Kantine des Kombinats ROBOTRON ein FUTURE MEMORY LAB als „permanente offene Geschichtswerkstatt“ zu betreiben. Als Erinnerungsort steht der Bau für kontrastierende Geschichtserzählungen – etwa für die am Ort verschwundene bürgerliche Kultur des 19. Jahrhunderts mit ihren zahlreichen Widersprüchen, für die symbolbeladene und vielfach instrumentalisierte Zerstörungserzählung oder für die Zukunftsbilder des ostdeutschen Gesellschaftsprojekts und dessen Scheitern. Wir können uns gut vorstellen, an diesem Ort in den intergenerationellen Dialog einzutreten, Formate der diskursiven Auseinandersetzung mit Vergangenheit zu entwickeln, Denk- und Lernangebote zu machen, Beteiligung zu erproben und dafür Kompetenzen und Ressourcen bereitzustellen.“

Justus Ulbricht, Geschäftsführer des Dresdner Geschichtsvereines

„Wenn es gelingen könnte, eine "Geschichtswerkstatt" dieser besonderen Art zu installieren, wäre das auch ein "Spielort" nicht allein für Künstlerinnen, Musikerinnen oder Schauspielerinnen, sondern auch für Historikerinnen.“

Alf Furkert, Präsident der Architektenkammer Sachsen und Benjamin Grill, Vorsitzender der Kammergruppe Dresden

„Das vom Kunsthaus Dresden vorgelegte Nutzungskonzept zur Wiederherstellung der Robotron-Betriebsgaststätte als Galerie für zeitgenössische Kunst der Museen der Stadt Dresden und als „Labor der Gegenwart“ wird von der Architektenkammer Sachsen ausdrücklich befürwortet. Mit der geplanten Umnutzung der Robotronkantine bietet sich der Stadt Dresden die einmalige Chance, dieses nach wie vor bemerkenswerte baukünstlerische Zeugnis der Nachkriegsmoderne nicht nur zu erhalten, sondern auch einer neuen Nutzung zuzuführen.“

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