Hermann Pfeifer war der Sohn und das zweite Kind der Eheleute Eduard und Katharina Pfeifer, geborene Hail. Katharina Hail, deren Vater in der Memminger Kalchstraße gegenüber dem Salzstadel einen Handwerksbetrieb für Seilerwaren betrieben hatte, brachte diesen mit in die Ehe. Eduard Pfeifer, der im Zweitberuf das Seilerhandwerk erlernt hatte, starb im Jahr 1950 im Alter von nur 62 Jahren.
Mit 22 Jahren trat er in die Fußstapfen seines Vaters
Sein Sohn Hermann war damals gerade einmal 22 Jahre alt und konnte das Geschäft daher noch nicht unmittelbar weiterführen. Er hatte seine Meisterprüfung nach einer Ausbildung an der Textilfachschule in Sorau wegen noch unzureichender Praxisjahre als Seilergeselle noch nicht abgelegt. Er benötigte eine Sondergenehmigung, um innerhalb eines Jahres seinen Meistertitel erwerben zu können, was ihm mit Auszeichnung gelang. Damit war er ab 1951 berechtigt, den Betrieb unter eigenem Namen weiterzuführen.
Kreativ, inspiriert und tatkräftig
„Unter den deutschen Seilern der damaligen Zeit muss mein Vater zweifelsohne zu den kreativsten, inspiriertesten und tatkräftigsten gezählt werden. Wie kaum einem anderen ist es ihm gelungen, einerseits den aufkommenden Markt für Drahtseile mit einem breiten und sehr qualifizierten Seilsortiment und allen verfügbaren Arten von Endverbindungen zu bedienen und andererseits die Vermarktung eines sich zusehends verbreiternden Sortiments von Anschlagmitteln, Hebezeugen und Lastaufnahmemitteln zu betreiben“, bilanziert der heutige Firmenchef Gerhard Pfeifer, der das Familienunternehmen in zwölfter Generation von seinem Vater übernahm.
Strategisches Wachstum
So zählte die Firma PFEIFER Seil- und Hebetechnik mit seinerzeit zehn Niederlassungen in Deutschland schon zu Lebzeiten Hermann Pfeifers zu den größten Händlern im Fachverband für Seile und Anschlagmittel in Deutschland und Europa. Neben der Übernahme mehrerer lokaler Unternehmen sowie regional bedeutender Seilereien und branchenähnlicher Betriebe in Deutschland bestand der wohl wichtigste Schritt des Unternehmers Hermann Pfeifer aus strategischer Sicht in der Übernahme der Drahtseilerei Gustav Kocks GmbH (Drako) aus Mülheim an der Ruhr.
Basis für die Internationalisierung der Firmengruppe
Mit der Übernahme von Drako und deren Tochtergesellschaften erwarb PFEIFER zum einen die ersten größeren Vertriebsgesellschaften im Ausland. Zum anderen weitete Hermann Pfeifer mit Drako als dem technisch führenden deutschen Aufzugseilhersteller die Wertschöpfungstiefe des Unternehmens aus und schaffte gleichzeitig die Basis für die zwischenzeitlich erfolgte Internationalisierung der heutigen Firmengruppe.
Wegbereiter der Wallensteinfestspiele
Hermann Pfeifer war aber nicht nur ein außergewöhnlicher Unternehmer. Er engagierte sich in unterschiedlichsten gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen. So war er vielseitiger Sportler, Kirchenvorstand, Mitglied der Landessynode der evangelischen Kirche in Bayern, Schöffe, Handelsrichter, Stadtrat sowie Mundart- und Heimatdichter und übernahm in verschiedenen Lebensabschnitten die Vorstandsverantwortung in diversen Vereinen seiner Heimatstadt Memmingen. Dieser schenkte er als Mitinitiator, Spiritus Rector, Motor und organisatorischer Kopf die heute weit über die Grenzen der Stadt bekannten Wallensteinspiele. Sein vielfältiges gesellschaftliches Engagement wurde mit einer großen Zahl von Ehrungen und Anerkennungen gewürdigt. Unter ihnen das Stadtsiegel der Stadt Memmingen, das Bundesverdienstkreuz und der Bayerische Verdienstorden.
Familienvater und verantwortungsbewusster Bürger
Neben all diesen Engagements gründete er darüber hinaus mit Sieglinde Pfeifer, geborene Elger eine Familie, aus der fünf Kinder hervorgingen. „Seine Frau, meine Mutter, und heutige Seniorchefin war ihm über all die Jahre seines vielseitigen Wirkens nicht nur eine treue Gefährtin, sie war ihm mit dem ihr eigenen starken Charakter, einem hohen gebildeten Interesse und ihrem lauteren Geist auch in schwierigen Momenten seines Lebens stets ein ruhender Pol und eine stützende Kraft“, erinnert sich Gerhard Pfeifer. „Es ist mir ein Bedürfnis, aus Anlass seines 90. Geburtstags an meinen Vater Hermann Pfeifer als einen außergewöhnlichen Unternehmer, einen kreativen Geist und einen umtriebigen und gleichzeitig verantwortungsbewussten Bürger seiner Heimatstadt Memmingen zu erinnern.“
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